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Letter from Tokyo 3 - Domina Benio und "The Tao of Love"

Von Takashi Takahashi

"Ich hab geküßt die Spur von ihrem Tritt." Frei nach Karl Valentin

Ihr Körper ist von knabenhafter Zartheit. Höflich ist sie, belesen, elegant. Mode trägt sie von Fendi und Dior. Champagner trinkt sie, Taxi fährt sie. Eine Dame mit Geld ist sie eben, keine Schickimicki-Ziege. Eine Frau mit Geschmack - für schwache Männer.

Benio, einstige aber wohl auch einzige Tänzerin mit Qiqong-Lehrzertifikat, ist freischaffende Domina. Als solche kann sie wählerisch sein, sich ihre Leibsklaven in Ruhe aussuchen. Benio "arbeitet" nicht wie die Dominas in den Clubs, die sich zwangsläufig jeden, der Geld hinlegt, reinziehen. "Das wäre ja noch das Letzte.
Stell dir vor, da kommt ein Freier, drückt seine 300 Mark ab, und du mußt ihm den Hintern versohlen ob du willst oder nicht." Benio lacht amüsiert bei dem Gedanken. "Macht das nicht die Frau, die eigentlich den Ton angeben soll, zur Dienerin - zwingt ihr letztendlich eine masochistische Rolle auf?" Der Mann bekommt das Fell über die Ohren gezogen, obendrein wird ihm teures Geld abgenommen, doch die Domina fühlt sich zur Dienerin degradiert? "Na klar. Der Kunde bezahlt und erwartet (nicht zu unrecht) eine Dienstleistung. Und womöglich hat er noch Sonderwünsche wie 'Hau nicht so stark', 'Hör auf mit dem Kerzenwachs', 'Schieb mir JETZT den Gummipimmel rein' - wer weiß, was dem sonst noch alles einfällt."

Männer, die sich solche Stunden-Dominas mieten, wollen natürlich innerhalb der festgesetzten Zeit ihre Befriedigung finden. Ist ja auch nicht billig. "Schon, aber das ist alles kein richtiger SM. Ich behaupte ja nicht, daß die Frauen, die in den Clubs arbeiten, nicht dominant veranlagt sind, oder nicht nach der Arbeit auch "echte" SM-Beziehungen haben. Aber das, was sich in den Clubs abspielt, das ist alles nur Kommerz. Auch völlig überlaufen mit Imitations-SMlern." Was ist denn ein Imitations-SMler? "Das ist einer, der anfängt zu plärren, sobald es ein bißchen wehtut. Ein Ego-Maso. Ein Typ, der ständig Ansprüche stellt. Im Club kann sich einer das leisten. Aber bei mir kann er Leine ziehen." Ist die Schmerzgrenze bei unterwürfigen Männern nicht unterschiedlich? Kann es nicht vorkommen, daß jemand bestimmte Behandlungen ganz und gar nicht vertragen kann? "Natürlich hat jeder seine Grenzen. Das ist auch OK. Ich kann ja auch keinem Novizen Folterungen zumuten wie einem, der schon seit Jahren mein Sklave ist. Der stirbt mir ja nach spätestens zwanzig Minuten. Was ich meine ist, bei mir ist kein Aufmucken angesagt. Wenn du dich in die Ecke stellen sollst, mit einer brennenden Kerze im Mund, damit heißes Wachs deine Brust bis hinunter auf deine Weichteile läuft, dann will ich nicht hören, dass du aufhören willst. Wenn du dich bei mir nicht zusammenreißt, brauchst du gar nicht erst anzutreten." Komme und gehorche? "Genau. Das gleiche gilt fürs Peitschen. Wenn einer keine Schmerzen vertragen kann, soll er bleiben wo der Pfeffer wächst. Wir sind ja hier nicht im Kindergarten."

In den Clubs, wo Geld die Hände wechselt, liegt die eigentliche Macht beim Freier, der seine Freiheit jederzeit zurückfordern kann. Was ist da so anders bei einer freischaffenden Domina? "Zunächst einmal nehme ich nur solche Männer auf, wo ein hohes Maß an gegenseitiger Sympathie besteht und ein langfristiges Vertrauensverhältnis geschaffen werden kann. Diese Männer zahlen nicht per Treffen, sondern überweisen mir pünktlich am Ersten einen bestimmten Betrag auf mein Konto. Das ist ihre Pflicht, denn schließlich sind sie ja Sklaven." Gibt diese Art der Zahlung den Männern nicht das Recht, Zuneigung, Aufmerksamkeit und vor allem Zeit einzufordern? "Nicht unbedingt. Ich bin wie eine Königin. Die lebt ja auch von ihren Untertanen und trotzdem kann sie niemand sehen. Die Königin gewährt Audienzen. Sie allein entscheidet, ob und wann jemand vorsprechen darf."

Eigentlich ein beneidenswertes Leben. Unabhängigkeit, soziale Sicherheit, Freiheit - plus jede Menge Männer, auf Abruf bereit, die sich genußvoll in der hohen Kunst des Leidens unterweisen lassen. "Na ja, so viele Männer sind es nun auch wieder nicht. Aber das ist auch gut so. Immerhin brauche ich viel Zeit, die ich mit mir alleine verbringen kann."

Führt Benio ein Doppelleben? "Ich laufe nicht in Lack und Leder in den Supermarkt, oder zücke mitten auf der Straße meine Peitsche. Das würde einfach nicht passen. Ich führe eigentlich ein ganz normales Leben. Auch mein Verhältnis zu meinen Sklaven ist nicht rund um die Uhr dominant. Ich komme z.B. gerade zurück von einer längeren Europareise mit einem meiner Sklaven. Ist doch klar, daß ich den nicht an einer Kette mit mir führe."

Und wie ist das mit dem Outing? "Ob ich verheimliche, daß ich Domina bin? Kommt ganz darauf an, wer fragt. Wenn ich eine Wohnung suche, werde ich den Vermieter sicherlich nicht mit solchen Details belästigen. Im Großen und Ganzen jedoch weiß jeder in meinem Bekanntenkreis, was ich tue. Und man sieht mich ja auch regelmäßig in den verschiedenen SM-Zeitschriften." Und auf Shows. "Genau." Ist Benio bi? "Wieso? Weil die Modelle auf meinen Shows Frauen sind? Das hat rein ästhetische Gründe. Frauen leiden wesentlich schöner, und das Publikum sieht lieber Frauen."

Benios Shows haben immer zwei Akte: einen traditionell japanischen und einen europäisch modernen. Fast könnte man hier von Kunst sprechen, komplett mit Blütenregen und Vogelgezwitscher, klassischer Musik und dem Plätschern jungfräulicher Wasserquellen. "Meine Shows basieren auf dem Tao, dem Grundprinzip der Gegensätze, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Ich will zeigen, daß es Harmonie geben kann zwischen Liebe und Haß, Belohnung und Strafe, Mann und Frau, Ost und West."

In der Tat gehören Benios Bondage-Performances unter Kennern zu den beeindruckendsten Shows. Während viele Bondage Masters die Aspekte von Gewalt/Dominanz und Sex auf ihren Shows betonen, nehmen sich die Bühnenauftritte von Benio eher wie verzauberte Welten aus, in denen sich zarte Sklavinnen in bunte Vöglein verwandeln, komplett mit kunstvoll betröpfeltem Gefieder. Welten, in denen Prinzessinnen am Kreuz gefesselt für die Sünden aller Anwesenden büßen. Welten, wo Mädchen mit schmerzvoll geklammerten Brüsten unter den Funken von Wunderkerzen leiden

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